„Wie hältst du’s mit der Religion?“ – Kirche im Wandel der Zeit
KAB
-kab

Wenn man sich die religiöse Landschaft in Österreich heute ansieht, wird eines deutlich: Immer mehr Menschen bekennen sich zu keiner offiziell anerkannten Religion. Sie sehen sich als Atheisten, Agnostiker oder einfach als unentschlossen – eine Entwicklung, die alle Religionen betrifft, ganz besonders jedoch die katholische Kirche.

Noch in den 1990er-Jahren waren rund 75 % der Bevölkerung – etwa 6 Millionen Menschen – katholisch. Heute sind es nur mehr knapp 50 %, etwa 4,7 Millionen. Dieser Rückgang ist nicht nur eine statistische Zahl, sondern spürbar in unseren Pfarren und Gemeinden: leere Kirchenbänke, sinkende Gottesdienstbesuche und die Frage, wie große kirchliche Feste wie Fronleichnam, Pfingsten oder Weihnachten in Zukunft gefeiert werden sollen – nicht nur aufgrund schrumpfender hauptamtlicher Ressourcen, sondern auch wegen der Überalterung vieler ehrenamtlicher Helfer:innen.

Kirche – neu gefragt, neu gedacht

All das führt uns zur entscheidenden Frage: Wie halten wir es in Zukunft mit der Religion?

Die Antwort darauf liegt nicht in einer Rückkehr zu früheren Zeiten oder in der bloßen Bewahrung von Traditionen. Vielmehr geht es darum, die frohe Botschaft Jesu neu in unsere Zeit zu übersetzen und in die Gesellschaft hineinzutragen. Die Kirche muss sich erneuern – „ecclesia semper reformanda“ –, damit Glaube lebendig bleibt.

Der sonntägliche Gottesdienst wird künftig wohl eher ein Ort für eine kleinere, bewusste Gemeinschaft sein. Doch das bedeutet nicht das Ende der Kirche – im Gegenteil. Es öffnen sich neue Räume: Dort, wo das Leben intensiv wird, wo Menschen an Wendepunkten stehen, ist Kirche weiterhin gefragt. Taufe, Erstkommunion, Firmung, Trauung, Krankensalbung, Begräbnis – in all diesen Momenten suchen Menschen Verbindung, Hoffnung, Sinn. Auch wenn sie sonst wenig mit der Kirche zu tun haben.

Für die Menschen da sein – wie Jesus es war

Jesus begegnet in den Evangelien immer wieder Menschen, die ihn um Hilfe bitten. Und seine Antwort ist keine Bürokratie, kein Formular, keine Prüfung der „Würdigkeit“. Er fragt schlicht: „Was willst du, dass ich dir tue?“ Und dann tut er es – weil der Mensch im Mittelpunkt steht.

Genau diese Haltung prägt auch das Selbstverständnis der Katholischen Arbeitnehmer:innen-Bewegung (KAB). Es geht nicht um das Zählen von Gottesdienstbesucher:innen oder Kirchenaustritten. Es geht um Seelsorge – die Sorge um den Menschen. Um echte Begegnung. Um das Ernstnehmen der Fragen und Sorgen, die das Leben stellt.

Mehr Mensch, weniger Protokoll

Wir als KAB träumen von einer Kirche, die durch gelebten Glauben überzeugt – nicht durch Formulare, sondern durch Nähe. Eine Kirche, die sich nicht hinter Regeln versteckt, sondern das Evangelium im Alltag lebendig macht. Eine Kirche, in der gilt: „Du, Arbeiter, bist mehr wert als alles Gold der Erde.“

Denn der Glaube wird dort spürbar, wo wir für andere da sind. Wo wir zuhören. Wo wir Hoffnung teilen. Wo wir Menschen helfen, wieder aufzustehen.

Fazit:
Die Kirche der Zukunft wird anders aussehen als die Kirche vergangener Jahrzehnte – kleiner, vielleicht stiller, aber nicht weniger bedeutend. Denn sie wird dort sein, wo Menschen sie brauchen. Und genau das ist unsere Aufgabe als Christ:innen heute: den Glauben nicht nur zu bewahren, sondern ihn so zu leben, dass er berührt, bewegt und trägt.